Heute ist der internationale Tag der Menschen mit Behinderungen.
Zu diesem Anlass und zu ihrem 5-jährigen Bestehen arbeiteten KundInnen der Postpartnerstelle Kirchbach Fragen aus, die Markus Opferkuch und Christian Brünner Anton Prödl, Bürgermeister von Kirchbach-Zerlach, stellten.
(Bild oben v.l.n.r:. KundInnenprozessbegleiter Manuel Hödl, Kunden Markus Opferkuch und Christian Brünner und Anton Prödl, Bgm. von Kirchbach-Zerlach )
Frage 1:
Was halten Sie von der Arbeit, die wir hier in Kirchbach leisten?
Bgm. Prödl: „Wir sind von dem inklusiven Zugang beeindruckt und schätzen die gute, unkomplizierte Kooperation. Die KundInnen sind, trotz ihrer verschiedensten Einschränkungen, voller Tatendrang und sehr selbstständig in der Arbeit. Alle Aufgaben werden stets mit großer Begeisterung und Sorgfalt ausgeführt. Die 5-Jahres-Feier empfand ich als sehr berührend – das Engagement und der Beziehungsaufbau zu den BürgerInnen der Gemeinde wurde hier sichtbar“.
Frage 2:
Wie sind Sie und die BürgerInnen der Gemeinde mit unseren Gemeindearbeiten/unserem Schalterdienst zufrieden?
Bgm. Prödl: „Wir als Gemeinde sind wirklich sehr zufrieden. Wir verschicken ja selbst viele Postsendungen, die dann von euch sehr routiniert bearbeitet werden. Durch die jetzt verkürzten Öffnungszeiten entstand etwas Sorge, dass der Postservice in der Gemeinde nicht mehr so attraktiv sein würde und zurückgehen könnte“. (Anmerkung: nach Nachfrage haben sich die Zahlen der getätigten Postsendungen und Schalterdienste nicht geändert und zeigen keinen Rückgang.)
Frage 3:
Als Sie gehört haben, dass wir in Kirchbach die Postfiliale übernehmen, was waren Ihre ersten Gedanken dazu?
Bgm. Prödl: „Ehrlich gesagt habe ich die Lebenshilfe auf diese Art und Weise bzw. als Dienstleistungsanbieter nicht gekannt, und sie war in Kirchbach zuvor auch nicht präsent, daher bestand kaum Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Die Lebenshilfe war uns nur als Betreuungseinrichtung für M.m.B. bekannt, sowie Hauskrankenpflege und andere Gesundheitsdienste auch. Dass die Lebenshilfe Dienste von M.m.B. anbietet, wussten wir zuvor nicht. Erst als es hieß, die Lebenshilfe kommt nach Kirchbach, besuchte ich vorab andere Standorte wie euren Shop in Feldbach. Natürlich war da eine anfängliche Skepsis, ob das wohl gut geht und ihr das auch schaffen würdet, aber wie es dann so weit war und ich euch beim Arbeiten gesehen habe, war ich sehr beeindruckt. Durch Offenheit und Mut Dinge auszuprobieren, so werden Begegnungen möglich und Barrieren abgebaut. Seit Bestehen der Postpartnerstelle gab es keine – wie vielleicht befürchtet – negativen Rückmeldungen von BürgerInnen der Gemeinde“.
(Bilder oben: Bgm. Anton Prödl nahm sich viel Zeit für das Interview – KundInnenprozessbegleiter Manuel Hödl, Kunden Markus Opferkuch und Christian Brünner mit Bgm. Anton Prödl im Bürgermeisterbüro/Gemeindeamt)
Frage 4:
Was halten Sie von der Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und der Postpartnerstelle bzw. Menschen mit Behinderung?
Bgm. Prödl: „Wir als Gemeinde sind da sehr offen, und Inklusion gehört heutzutage einfach dazu – die Zusammenarbeit mit der Postpartnerstelle gehört zur Gemeinde wie die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen auch. Anfängliche Sorgen wurden durch die Zusammenarbeit zerstreut, und nur auf Augenhöhe kann Inklusion gelingen. Wir sind froh, dass nun durch diese Begegnungen das alte Bild – Ausgrenzung und Einrichtungen für M.m.B. außerhalb der Wahrnehmung – langsam abgebaut wird. Inklusion ist die richtige Richtung, und die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Lebenshilfe funktioniert einwandfrei. Wir freuen uns sehr über das rege Engagement aller KundInnen über ihre Arbeit bei der Post hinaus – da KundInnen bereitwillig Praktika bei Gewerbebetrieben und der Gemeinde selbst absolvieren oder bei Gemeindeprojekten mithelfen. Auch wurden Dienstleistungsverträge mit der Gemeinde abgeschlossen“.
Kunde Markus empfindet solche Tätigkeiten als willkommene Abwechslung und hätte sogar noch gerne mehr Aufträge vom Bürgermeister.
Die Gemeinde versucht nun die Angebote für M.m.B. zu erhöhen.
Frage 5:
Haben Sie geplant, Wege und Zugänge in Zukunft barrierefrei zu gestalten? (Anmerkung: Gehsteige und Zu- bzw. Eingänge sind für Rollstuhlfahrer kaum überwindbar)
Bgm. Prödl: „Die Herausforderung bei der Barrierefreiheit sind vor allem alte Bestände und Gebäude in privater Hand. Gebäude, die in Gemeindebesitz sind, wurden bereits weitestgehend adaptiert, und neue öffentliche Projekte werden sehr genau auf Barrierefreiheit geprüft. Die Gemeinde freut sich – dank der guten Lage und Infrastruktur – über regen Zuzug – auch oder vor allem von jungen Familien. Das örtliche Freibad wird nach 70 Jahren saniert, ein Begegnungszentrum wird gebaut, und Betreutes Wohnen kommt. Dass solche Projekte in Zukunft barrierefrei sein müssen, ist uns bewusst. Viele Einschränkungen in der Barrierefreiheit wurden erst durch Rückmeldungen der LNW-KundInnen sichtbar. Investitionen für die nächsten Jahre wurden geplant und ein Budget für Inklusive Angebote bereitgestellt. Die Gemeinde freut sich über neue Angebote und Vorschläge“.
Frage 6:
Was würde sich die Gemeinde von uns wünschen?
Bgm. Prödl: „Nichts, was natürlich ein gutes Zeichen ist, wenn einem nicht so schnell etwas einfällt, außer, dass die Zusammenarbeit noch lange besteht und sich noch weiter intensiviert“.
Wir danken Bürgermeister Anton Prödl für das Interview